Genderorientierte Analysen stützen sich häufig auf erfahrungsgeschichtliche Quellen und Methoden, da Akten und Statistiken geschlechtsspezifische Themenfelder oft nicht ausreichend erhellen. Nicht zufällig entwickelten sich die Teildisziplinen Frauengeschichte und Oral History in engem Zusammenhang. Digitalisierte Interviewarchive bieten der erfahrungsgeschichtlichen Forschung nun völlig neue Möglichkeiten, indem sie größere Interviewsammlungen nutzbar machen. Für die Erfahrungsgeschichte der nationalsozialistischen Verfolgung und für die Analyse individueller und kollektiver Erinnerungsmuster bieten insbesondere die digitalen Sammlungen des "Visual History Archive" der USC Shoah Foundation (VHA) und des Online-Archivs "Zwangsarbeit 1939-1945" eine hervorragende Quellenbasis: Tausende von ZeitzeugInnen berichten vom Leben vor, während und nach der Verfolgung. Die lebensgeschichtlichen Erzählungen thematisieren dabei eine Vielzahl geschlechtsspezifischer Erfahrungen und Verhaltensweisen in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen; zugleich spiegeln sie genderbezogene Erinnerungs- und Erzählmuster wider. Die offene Form lebensgeschichtlicher Interviews und die damit verbundene freie und assoziative Gestaltung der Lebensgeschichten durch die Interviewten ermöglicht eine geschlechtsspezifische Darstellung und Gewichtung der Erinnerung.
Dr. Cord Pagenstecher. Geschichte - Digital - Forschung - Bildung
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