Cord Pagenstecher,
Vergessene Opfer – Zwangsarbeit im Nationalsozialismus auf öffentlichen und privaten Fotografien,
in: Fotogeschichte, 17 (65). 1997, S. 59 – 72.
Die mehr als acht Millionen ZwangsarbeiterInnen, die während des Zweiten
Weltkrieges ins Deutsche Reich verschleppt wurden, zählen in der
Öffentlichkeit, der Forschung und der bisher bekannten fotografischen
Überlieferung zu den ‘vergessenen Opfern’ des Nationalsozialismus. Als
ersten Schritt zu einer Fotogeschichte der Zwangsarbeit gibt der Artikel einen
Überblick über die verstreuten Quellenbestände.
Wesentliche Gruppen sind die in öffentlichen Archiven zugänglichen Erfassungs-
und Propaganda-Fotografien von offiziellen deutschen Stellen, die Privatfotos
von Deutschen, auf denen freilich kaum ZwangsarbeiterInnen zu sehen sind, sowie
die zahlreichen privaten Erinnerungsfotos der betroffenen ZwangsarbeiterInnen
selbst und schließlich unterschiedliche Profi-Bilder von alliierter Seite.
Deutsche Bildarchive besitzen damit hauptsächlich Täter-, teilweise auch
Gegnerfotos; der Blick der ZuschauerInnen, vor allem aber der Opfer muß dagegen
erst noch erschlossen werden. Entsprechend ihrer jeweiligen Funktion werden
wichtige Motive der jeweiligen Kategorien exemplarisch beschrieben.
Berücksichtigt man den jeweiligen Entstehungs-, Aufbewahrungs- und
Veröffentlichungskontext der Bildquellen, so bietet die vorgeschlagene
Typologie von Täter-, Zuschauer-, Opfer- und Gegnerfotos trotz aller nötigen
Differenzierungen eine geeignete Grundlage für die dringend erforderliche
weitere Materialsuche und Analyse. Die fotografische Erinnerung an die
Zwangsarbeit im Nationalsozialismus war schon zu lange verschüttet.
pagenstecher-1997-vergessene-opfer.pdf (117 kB, ohne Illustrationen)
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